Vorhofflimmern
Normalerweise bewegt sich das gesunde Herz rhythmisch mit einer Frequenz zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Der Herzschlag wird durch den Taktgeber im Bereich der rechten Vorkammer (SinusknotenDer Sinusknoten ist der natürliche Schrittmacher des Herzens. Über elektrische Impulse löst er den Herzschlag aus.) gesteuert und führt zu einer regelmäßigen Bewegung (KontraktionWörtlich: „Zusammenziehen“; dient als Begriff zur Beschreibung der Muskeltätigkeit. „der Herzmuskel kontrahiert“ (er zieht sich zusammen).) der Herzvorkammern und der Herzhauptkammern. Beim VorhofflimmernHerzrhythmusstörung, bei der beide Vorhöfe unregelmäßig über 300 mal pro Minute schlagen. Die Erregung wird jedoch nur teilweise auf die Herzkammern übertragen. kommt es zu einem unkoordinierten, arrhythmischen Arbeitsablauf der Herzvorkammern – einem sogenannten „Flimmern“. Die Herzvorkammern zucken hierbei typischerweise 150 bis 600 Mal pro Minute und befinden sich funktionell gesehen im Stillstand. Dies führt zu einem gestörten Weitertransport des Blutes in die Hauptkammern. Daraus können sich folgende Probleme ergeben:
- Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit mit Herzrasen, Unwohlsein und Luftnot
- Abnahme der Leistungsfunktion des Herzens
- 4 bis5-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Schlaganfalls durch Ausschwemmung von Blutgerinnseln in die Hirngefäße
Vorhofflimmern muss jedoch nicht zwingend Beschwerden verursachen und kann bei einem gewissen Teil der Patienten asymptomatisch (beschwerdefrei) verlaufen.
Die Ursachen für die Entstehung von Vorhofflimmern sind vielfältig. Bekannte RisikofaktorenSammelbegriff für Faktoren, die eine Gesundheitsgefährdung darstellen können. Dazu zählen Alkohol- und Nikotinkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck, Zucker- und Fettstoffwechselstörung, hoher Cholesterinspiegel, Stress, Bewegungsmangel usw. für das Auftreten von Vorhofflimmern sind unter anderem höheres Alter, BluthochdruckErhöhter Druck innerhalb des arteriellen Systems. Der Grenzwert liegt bei 140/90 Hg (siehe Hypertonie)., SchilddrüsenerkrankungenÜber- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Beide können zu Herzrhythmusstörungen führen. und andere Erkrankungen des Herzens. Insbesondere Patienten mit langjährig bestehenden Herzklappenerkrankungen sind häufig betroffen.
Allgemeine Therapie
Im Vordergrund der Behandlung stehen die Linderung von Symptomen sowie die Minimierung von Risiken, wie die Entstehung eines Schlaganfalls. Dies erfolgt in der Frühphase der Erkrankung medikamentös. Als Schlaganfallprophylaxe kommen hierfür sogenannte gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz (Blutverdünner). Diese bewirken eine Verbesserung der Fließeigenschaft des Blutes und verhindern somit die Bildung von Blutgerinnseln in den Vorkammern. Zur Wiedererlangung eines regelmäßigen Herzschlages erfolgt der Einsatz herzfrequenzsenkender sowie rhythmusstabilisierender Medikamente (AntiarrhythmikaMedikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.).
Führt der Einsatz der Antiarrhythmika nicht zur Stabilisierung des Herzschlages kann eine chirurgische Verödung des Herzmuskel im Bereich der Vorkammern notwendig werden. Die operative Therapie des Vorhofflimmerns wird vor allem dann durchgeführt, wenn zeitgleich weitere behandlungsbedürftige Erkrankungen des Herzens vorliegen.
Chirurgische Therapie – MAZE Operation
In der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums München wird die chirurgische Behandlung von VorhofflimmernHerzrhythmusstörung, bei der beide Vorhöfe unregelmäßig über 300 mal pro Minute schlagen. Die Erregung wird jedoch nur teilweise auf die Herzkammern übertragen. als Zusatzeingriff im Rahmen anderer herzchirurgischen Operation im Bereich der Herzklappen (vor allem Mitralklappenerkrankungen) oder der HerzkranzgefäßeKoronararterien. Diese Gefäße stellen die eigene Blutversorgung des Herzens sicher. die linke und die rechte Koronararterie Entspringen über der Aortenklappe aus der Aortenwurzel und verlaufen zunächst außen auf dem Herzmuskel bevor sie D55sich in viele Unteräste verzweigen und als feine Arteriolen ins Herzmuskelgewebe eintauchen. durchgeführt.
Die chirurgische Behandlung des Vorhofflimmerns basiert auf dem Prinzip lokaler Verödung von Herzmuskelgewebe (AblationZerstörung von angeborenen, zusätzlichen Reizleitungsbahnen, die Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Diese werden mit Hilfe von Wärmeentwicklung durch Herzkatheter durchgeführt.). Hierbei werden durch Wärme- (Hochfrequenzablation) oder Kälteapplikation (Kryoablation) Narbenlinien im Bereich beider Vorkammern gezogen, die die Ausbreitung des Vorhofflimmerns unterbrechen. Die Labyrinth-förmige Anordnung dieser Ablationslinien machen nur noch die Ausbreitung der durch den SinusknotenDer Sinusknoten ist der natürliche Schrittmacher des Herzens. Über elektrische Impulse löst er den Herzschlag aus. getriggerten, normalen Erregungswellen möglich. Hierdurch wird wieder ein regelmäßiger Herzschlag hergestellt. Neben der chirurgischen Ablation wird standardmäßig das linke Vorhofsohr (Blindsack im Bereich der linken Vorkammer) als Hauptquelle für die Entstehung von Blutgerinnseln entfernt. Damit wird das Auftreten von Schlaganfällen deutlich reduziert.
Der Erfolg der chirurgischen Therapie ist vor allem von der Größe und Dicke der Herzvorkammern sowie der Dauer des Vorhofflimmerns abhängig. Die Erfolgsrate für das Wiedererlangung eines regelmäßigen Herzschlages liegt im Durchschnitt zwischen 50 und 80 Prozent.